Kommunales

Probebohrung für Wohnquartier An den Eichen beginnt

Baustellenleiter Lars Schulz (Mitte) erläutert Bürgermeister Claudio Provenzano und Rike Arff, Leiterin der Klimaschutzstelle der Region Hannover, wie die Bohrung voranschreitet. Stadtpresse

Kann das geplante Wohnquartier An den Eichen im Stadtteil Berenbostel durch ein kaltes Nahwärmenetz mit Geothermie versorgt werden? Darüber soll eine Erkundungsbohrung Aufschluss geben, die heute mit finanzieller Unterstützung der Region Hannover begonnen hat. Vor Ort unterstrich Bürgermeister Claudio Provenzano den Stellenwert des Neubaugebiets für Garbsen. „Wir schaffen mit diesem Projekt nicht nur dringend benötigten Wohnraum. Es handelt sich auch um ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt“, so der Bürgermeister.

An die Probebohrung schließt sich ein geologisches Gutachten an. Die Region beteiligt sich über ihre Klimaschutzleitstelle an den anfallenden Kosten für Bohrung und Gutachten von geschätzt 40.000 Euro mit maximal 15.000 Euro. Gefördert wird das Pilotprojekt im Rahmen des  Handlungsschwerpunktes „Kommunale Wärmeplanung“. Aus den Untersuchungen sollen die exakte Umsetzung des Wärmenetzes hervorgehen, die optimale Länge der Erdsonden sowie die Dimensionierung des Erdsondenfeldes.

Die Stadt Garbsen plant in Berenbostel auf rund  24 Hektar die Entwicklung von rund 1.200 Wohneinheiten. Derzeit befindet sich der erste Bauabschnitt mit einer Fläche von 10,3 Hektar in der konkreten Planung. Für das Wohnquartier „An den Eichen“ wurde ein Quartierswärmeversorgungskonzept in Auftrag gegeben. Aus der von der Region Hannover ebenfalls mit 15.000 Euro geförderten Machbarkeitsstudie geht die Empfehlung einer zentralen Versorgung des Gesamtgebiets über ein kaltes Nahwärmenetz mit oberflächennaher Geothermie hervor. Ausschlaggebend waren klimaökologische, technische und wirtschaftliche Gründe.

„Das Projekt ist auch deshalb so besonders, weil das für die Geothermie erforderliche Sondenfeld als multifunktionale Grünanlage so gestaltet werden kann, das es auch der Klimaanpassung dient – zum Beispiel als Regenwasserrückhalt und auch zur Verbesserung von Mikroklima und Luftqualität im Wohnviertel“, sagt Rike Arff, Leiterin der Klimaschutzleitstelle der Region Hannover. „Die Umsetzung eines derartig großdimensionierten Projektes wird als Beispiel für ähnliche, zukünftige Vorhaben Anwendung finden“, ergänzt Randi Diestel, Umweltbeauftragte der Stadt Garbsen.

Die Stadt Garbsen hatte bereits 2020 ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Wärme­versorgungs­konzepts für das über zehn Hektar große Wohnquartier beauftragt. Dies empfahl die Geothermie über bis zu 200 Meter tiefe Erdsonden. Nach der Erkundungsbohrung kann die Umsetzung des Nahwärmenetzes im Wohnquartier im Detail geplant werden. Um die national sowie international festgelegten Klimaschutzziele zu erreichen, ist eine Reduzierung der CO2-Emmissionen, die durch die Wärmeversorgung entstehen, unerlässlich. Der Wärmesektor ist der größte Energieverbrauchsposten und mitentscheidend für die Klimabilanz von Privathaushalten.

Geothermie – Zum Hintergrund: Die im Erdinnern gespeicherte Wärme wird mittels Sonden über eine Trägerflüssigkeit an die Oberfläche transportiert und kann dort zum Heizen von Gebäuden und für die Warmwasserbereitung genutzt werden. Bei hohen Außentemperaturen im Sommer kann das Wirkprinzip auch umgekehrt werden und das System zur Kühlung der Gebäude verwendet werden, wodurch gleichzeitig Wärmenergie im Erdreich für zukünftige Nutzung gespeichert wird. Erdwärme zählt zu den erneuerbaren Energien, weil sie praktisch unerschöpflich ist. Sie ist somit ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum klimafreundlichen Wohnen. (Quelle:: Stadtpresse)