Aktuelles Kommunales Soziales

Region Hannover veröffentlicht aktuellen Kinderschutzbericht

Kinderschutzbericht (Foto: HWBl)

Mehr Gefährdungseinschätzungen, längere Inobhutnahmen

Region Hannover. Der Kinderschutz gehört zu den zentralen Aufgaben des Fachbereichs Jugend der Region Hannover, der in 16 Kommunen für das Wohl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren zuständig ist. Der Fachbereich hat den Themenfeldbericht Kinderschutz 2025 für das Jahr 2024 vorgelegt. Der Bericht zeigt: Die Zahl der Gefährdungseinschätzungen ist leicht gestiegen – zugleich nimmt die Dauer von Inobhutnahmen deutlich zu.

Mehr Gefährdungseinschätzungen
Die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Jugend gehen allen Hinweisen auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung nach. Die Hinweise kamen überwiegend von Betroffenen selbst und aus der Zivilgesellschaft (35,6 Prozent), gefolgt von Polizei und Justiz (32,3 Prozent) sowie aus Schulen (13,7 Prozent). Bei sogenannten gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung nehmen die Mitarbeitenden des Jugendamtes Gefährdungseinschätzungen vor. Dabei bewerten mehrere Fachkräfte die Lebenssituation und das Wohl des oder der Minderjährigen – immer in möglichst enger Zusammenarbeit mit der Familie sowie dem Umfeld des Kindes oder Jugendlichen. Insgesamt wurden 2024 in der Region Hannover 870 Gefährdungseinschätzungen abgeschlossen – etwas mehr als im Vorjahr (846).

Ergebnisse der Gefährdungseinschätzungen
Bei 150 Kindern und Jugendlichen (17 Prozent) stellten die Mitarbeitenden eine akute Kindeswohlgefährdung fest. Bei 402 Kindern und Jugendlichen (46,1 Prozent) lag weder eine Kindeswohlgefährdung noch weiterer Hilfebedarf vor. Bei 318 Kindern und Jugendlichen (36,6 Prozent) lag zwar keine Kindeswohlgefährdung, aber ein Hilfebedarf für die Familie vor.

Die meisten Gefährdungseinschätzungen betrafen Kinder im Alter von 6 bis unter 10 Jahren (26,1 Prozent), gefolgt von den 10- bis 14-Jährigen (22,5 Prozent). Am häufigsten stellten die Fachkräfte Vernachlässigungen fest, gefolgt von psychischen und körperlichen Misshandlungen.

Inobhutnahmen: weniger Fälle, längere Verweildauer
2024 wurden 337 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen – weniger als im Vorjahr (384 Kinder und Jugendliche). Auffällig ist jedoch die Verweildauer: Mit durchschnittlich 94,8 Tagen erreichte sie einen neuen Höchststand. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag sie bei 76,6 Tagen, 2020 bei 65,8 Tagen. Grund für den Anstieg sind fehlende Anschlussmaßnahmen wie ambulante oder stationäre Hilfen, die wegen Fachkräftemangels oft nicht ausreichend verfügbar sind.

Die häufigsten Anlässe für Inobhutnahmen waren Überforderung der Eltern (25,7 Prozent), gefolgt von sonstigen Problemen (18,4 Prozent) und Kindesmisshandlung (17,8 Prozent).

„Kinderschutz ist und bleibt gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
„Die Zahlen zeigen, dass wir im Kinderschutz wachsam bleiben müssen. Jede Gefährdungseinschätzung und jede Inobhutnahme steht für ein Kind oder einen Jugendlichen, der Unterstützung braucht. Gleichzeitig machen uns die längeren Verweildauern in der Inobhutnahme deutlich, dass die Jugendhilfe dringend gestärkt werden muss – personell und strukturell. Kinderschutz ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betont Dr. Andrea Hanke, Jugenddezernentin der Region Hannover.

Der vollständige Bericht ist online abrufbar unter https://hannover.de/rh20230925