Umfangreiche Untersuchung zeigt, worauf es in den kommenden Jahren ankommt
Region Hannover. Hannover ist einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte Deutschlands. Täglich treffen hier Züge aus allen Himmelsrichtungen zusammen – vom Regionalverkehr mit RE, RB und S-Bahn bis hin zum Fernverkehr sowie dem Güterverkehr. Doch seit der EXPO 2000 hat es keine grundlegende Kapazitätserweiterung mehr gegeben. Im gleichen Zeitraum hat sich die Nachfrage im Schienenpersonennahverkehr nahezu verdoppelt. Bereits heute sind in Hannover Hbf vor allem die Gleise 1/2 und 13/14 vollständig ausgelastet. Zusätzliche S-Bahn-Leistungen können derzeit nicht mehr bestellt werden. Der Verkehrsentwicklungsplan der Region Hannover sieht allerdings genau das vor – eine perspektivische Verdopplung des SPNV.
Wie kann es also weitergehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Bahnknotenuntersuchung II, deren Ergebnisse am Dienstag im Verkehrsausschuss der Region Hannover vorgestellt wurden.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Bahnknotenuntersuchung II?
Die Untersuchung zeigt: Eine Ausweitung des Regionalverkehrs stößt bereits heute auf starke Engpässe – insbesondere auf den Zulaufstrecken aus Richtung Minden, Bremen, Hamburg, Wolfsburg und Göttingen. Hier könnten zusätzliche Kapazitäten für Entlastung sorgen.
Ein Fokus der Studie liegt auf dem S-Bahn-Netz, das auch das Rückgrat des Nahverkehrs in der Region bildet. DB InfraGO kommt dabei zu dem Schluss, dass die im Verkehrsentwicklungsplan der Region Hannover vorgeschlagene Planungslösung alternativlos ist. Kern dieser Lösung ist die Weiterführung der aus Osten kommenden S-Bahn-Linien über neue Gleise (zukünftig Gleise 15/16) nach Westen in Richtung Wunstorf – entweder über ein Überwerfungsbauwerk oder einen Tunnel. Der bestehende Nord-Süd-Verkehr verbleibt auf den Gleisen 1/2.
Am erweiterten Bahnhof Hannover Nordstadt soll künftig ein Korrespondenzanschluss zwischen Ost-West- und Nord-Süd-Netz entstehen – ähnlich wie bei der Stadtbahn an den Knoten Hauptbahnhof oder Aegidientorplatz. Dadurch würden zwei unabhängige S-Bahn-Teilsysteme mit zusätzlichen Kapazitäten entstehen. Gleichzeitig ließen sich Störungen künftig besser auf einzelne Teilbereiche begrenzen, was die Betriebsstabilität erhöhen soll. Auch auf den Zulaufstrecken der S-Bahn zeigt die Studie infrastrukturellen Handlungsbedarf – etwa auf eingleisigen Abschnitten oder an Knotenpunkten ohne kreuzungsfreie Abzweigungen.
Was ist das Fazit und wie geht es weiter?
Die Ergebnisse der Bahnknotenuntersuchung II machen deutlich: Mehr Kapazität für den Schienenverkehr in und um Hannover erfordert hohe Investitionen und langfristige Planung. Die Region Hannover und ihre Partner wollen auf dieser Grundlage nun den Planungsprozess für den Infrastrukturausbau starten.
„Wenn Hannover als zentraler Bahnknoten im Norden Deutschlands seine Rolle auch künftig erfüllen soll, müssen wir jetzt die Grundlagen für eine leistungsfähige und zukunftssichere Infrastruktur schaffen. Das ist nichts, was über Nacht geht – das ist eine Mammut-Aufgabe“, betont Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover. „Aber nur, wenn wir die Kapazitäten erweitern, können wir das Angebot im Nahverkehr ausbauen und die Verkehrswende im Großraum Hannover erfolgreich gestalten.“
Carmen Schwabl, Geschäftsführerin der LNVG: „Die Knotenstudie zeigt, wie gezielte Maßnahmen in der Schieneninfrastruktur nicht nur die Metropole, sondern auch den suburbanen Raum stärken können – mit dichteren Takten im Regional- und S-Bahn-Verkehr und realistischen Perspektiven für Stadt und Land.“
Die Region strebt an, gemeinsam mit dem Bund ein integriertes Ausbaukonzept zu entwickeln, um die Kapazitäten im gesamten Bahnknoten deutlich zu erhöhen. Als nächsten Schritt empfiehlt die Verwaltung, die Machbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen – insbesondere Tunnel bzw. Überwerfungsbauwerk und den Ausbau des Bahnhofs Hannover Nordstadt – detailliert zu prüfen.
Was ist die Bahnknotenuntersuchung II
In Fortführung der Bahnknotenuntersuchung I aus dem Jahr 2015, bei der die Möglichkeiten im bestehenden Netz untersucht wurden, haben sich die niedersächsischen Aufgabenträger – die Region Hannover, die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen (MW) und der Regionalverband Braunschweig – erneut zusammengeschlossen. Sie beauftragten die DB InfraGO mit einer vertieften Analyse, um zu klären, welche Infrastrukturmaßnahmen notwendig sind, um das zukünftige Verkehrsangebot im Großraum Hannover auszubauen.
