Ein Signal für die Vielfalt: So war der erste Kultursommertag in Garbsen
Festival vereint Kunst und Musik, Tanz und Literatur / Willehadi-Kirchengemeinde wird zur Bühne für lokale Kulturschaffende
Garbsen. Sechs Stunden, mehr als 40 Künstlerinnen und Künstler, Hunderte Besucher und ein Kirchraum als Kulturbühne: Das waren die Zutaten für den ersten Kultursommertag in der Willehadi-Kirchengemeinde. Das Festival, organisiert vom Kulturnetzwerk Garbsen (KNW), vereinte nicht nur unterschiedliche Genre von Musik und Bildender Kunst über Literatur bis zu Tanz, sondern auch viele Generationen und Kulturen. Das Motto „Vielfalt. Leben.“ stand während des gesamten Events im Mittelpunkt: in der begleitenden Ausstellung, im Programm der zwölf rund 20-minütigen Kulturspots und auch im Kulturgottesdienst, der den Tag eröffnete. Zum Thema „Collage des Lebens“ hatten ihn Willehadi-Pastor Yoo-Jin Jhi gemeinsam mit einigen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet.
Mit außergewöhnlicher Stimme und großer Bühnenpräsenz eröffnete Sopranistin Alla Doelle das Bühnenprogramm. Die Sängerin von der Staatsoper Hannover hatte vier ihrer jungen Gesangsschülerinnen, die „Star Wings“ mitgebracht. Die Mädchen beeindruckten mit einer großen Bandbreite von „Ave Maria“ bis zur Kultfigur Pokemon aus den 2000er Jahren – und sorgten für Gänsehaut pur gleich zu Beginn.
Jugendliche Energie und hohe Qualität verband auch die junge Band tunez vom Geschwister-Scholl-Gymnasiums: Das Spiel ihres ersten eigenen Songs „Unzertrennlich“, gemeinsam erarbeitet mit Musikprofis um den Fury-Drummer Rainer Schumann, entlockte den Zuhörern langen Applaus – ein emotionales Finale. Die Tänzer der Tanzfamilie BeYoutiful und die Formationen des Tanzcentrums Kressler hatten zuvor mit Tanz und Show auf höchstem Niveau eine Stimmung voll Energie in den Kirchraum gebracht.
An den Wänden und in den Fensternischen der Kirchengemeinde präsentieren unterdessen Maler und Grafiker, Bildhauer und Fotografen ihre Werke. Einige der Kreativen boten auch Mitmachaktionen für die Gäste des Kultursommertages an: Grafikerin Martina Heger und Malerin Martina Schramm stellten nicht nur aus, sondern inspirierten die Besucherinnen und Besucher auch zu eigenen Kunstwerken an der Linoldruckpresse.
Und auch für das Bühnenprogramm hatten die Organisatoren Kulturschaffende aus Garbsen gewinnen können. Ob der junge Autor Marc Mucha, Singersongwriter Jorgos Estrella, das Terzett Lesestärke3, Percussionist Mo Bittaye oder das Künstlertandem DuWie Dubist: Die Kreativen zeigten mit ihren Kulturspots, wie facettenreich die freie Kulturszene in Garbsen ist. Alle Künstler traten ohne Gage auf. Die Kellerbühne Garbsen warb nicht nur für ihr neues Stück „Carmen darf nicht platzen“, sondern hatte auch die Bewirtung der Gäste des Kulturfestivals übernommen.
„Wir wollten mit dem Kultursommertag die kulturelle Vielfalt in Garbsen zeigen, Aktionen, Formate und Projekte für ganz unterschiedliche Menschen fördern und vor allem die Menschen zusammenbringen“, sagt Jutta Grätz, Vorsitzende des KNW. „Diese Begegnung ist ein wichtiger Schlüssel, und ein klares Signal für die Vielfalt in dieser Stadt.“ Das betonten auch Renate Premke und Wiebke Müller vom Garbsener Bündnis für Vielfalt und Toleranz. In einem kurzen Interview machten sie deutlich, wie aktuell das Thema ist und wie sich ihre Initiative gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen will.
Garbsens Bürgermeister Claudio Provenzano und der Vorsitzende des Freundeskreises Garbsen Roland Scharf würdigten in ihren Grußworten das ehrenamtliche Engagement des Vereins. Der Freundeskreis hatte die Veranstaltung als alleiniger Förderer mit 4000 Euro unterstützt.
Provenzano betonte, wie wichtig es sei, diese Begegnungen zu schaffen und zudem das Thema Vielfalt in den Mittelpunkt zu stellen – insbesondere in Zeiten von zunehmendem Populismus. „In Garbsen treten wir ein für Toleranz, Respekt und Solidarität“, so der Bürgermeister. „Vielfalt ist, was unsere Gesellschaft ausmacht. Unterschiedliche Kulturen, Religionen, Lebensweisen. Das ist es, was uns bereichert. Garbsen ist bunt, Garbsen ist vielfältig. Und doch gibt es Menschen, die unseren Zusammenhalt bedrohen wollen. Sie schüren Ängste und Vorurteile, sie verbreiten Hass und Hetze.“ Provenzano appellierte eindringlich an das Zusammenstehen und die Toleranz in der Stadt.
„Der heutige Tag macht eindrucksvoll sichtbar, wie bunt, lebendig und vielfältig das kulturelle Schaffen in unserer Stadt ist“, sagte Scharf. „Dieses breite Spektrum zeigt, dass Kultur nicht nur Unterhaltung ist , sondern Begegnung, Austausch und Inspiration.“ Genau hier setze das Engagement des Freundeskreises Garbsen an. . „Ziel ist es, Kultur in ihrer ganzen Vielfalt zu fördern, Räume für Kreativität zu schaffen und das Miteinander in Garbsen zu stärken“, sagte er. „Wir möchten Menschen ermutigen, aktiv teilzunehmen, Neues auszuprobieren und die kulturellen Möglichkeiten vor Ort zu entdecken. Denn wir sind überzeugt: Gelebte Kultur bringt Menschen zusammen und macht unsere Stadtgemeinschaft stark.“
„Wir wollen den Kultursommertag als Biennale, also in zweijährigem Rhythmus, etablieren“, kündigte die KNW-Vorsitzende Grätz an. Damit das Kulturfestival weiter nachwirkt, hat der Verein die gesamte Veranstaltung aufzeichnen lassen. Ein junges Team aus Videographen aus Garbsen gestaltet daraus aktuell ein Kurzvideo als Imagefilm. Dieser ist voraussichtlich Ende September auch auf der Website des KNW zu sehen.







