Kommunales Kultur

Ein Zeichen des Erinnerns für Fritz Wehde

Gunter Demnig verlegt ersten Stolperstein in Garbsen

GARBSEN (stp). In Horst ist gestern ein bedeutendes Zeichen für Erinnerung und Verantwortung gesetzt worden: Der erste Stolperstein in der Stadt Garbsen liegt an der Andreaestraße vor dem Geburtshaus von Fritz Wehde im Pflaster. Der Junge wurde 1945 im Alter von nur fünf Jahren Opfer des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms. „Der Namen dieses Kindes ist nun nicht mehr in Akten verborgen, sondern steht für alle sichtbar auf einem kleinen, glänzenden Messingstein. Wir geben Fritz Wehde damit eine würdige Erinnerung“, sagt Bürgermeister Claudio Provenzano, der aus persönlichen Gründen nicht wie geplant an der Verlegung teilnehmen konnte.

Initiiert wurde das Projekt von den „Omas gegen Rechts“, unterstützt von der Stadtverwaltung sowie dem mehrfach für das Stolperstein-Projekt ausgezeichneten Künstler Gunter Demnig, der eigens zur Verlegung nach Garbsen kam. Demnig hat bereits mehr als 100.000 Stolpersteine in mehr als 30 Ländern verlegt – und nun den ersten in Garbsen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter Zeitzeugen, Schülerinnen und Schüler und lokale Initiativen und Gemeindemitglieder, nahmen neben der Familie an der feierlichen Zeremonie teil.

Nach dem Sonntagsgottesdienst begaben sich die Anwesenden in einem stillen Gedenkspaziergang zur Andreaestraße, wo Demnig persönlich den Stolperstein ins Pflaster einließ. Anschließend versammelte sich die Gemeinschaft im Gemeindesaal, um dort der offiziellen Reden zu lauschen.

Der stellvertretende Bürgermeister Rüdiger Kauroff fand klare und feierliche Worte. Er erinnerte an das kurze Leben des Kindes, das 1944 aus seiner Familie gerissen und wenige Monate später in einer Lüneburger „Kinderfachabteilung“ unter ungeklärten Umständen starb. Besonders würdigte er auch die Angehörigen: „Dass Herr Dirk Wehde, der Neffe des kleinen Fritz, heute hier bei uns ist, gibt diesem Gedenken Würde und Tiefe.“ Ebenso hob er das Engagement der „Omas gegen Rechts“ hervor: „Ihr Engagement verbindet Mitmenschlichkeit mit politischer Wachsamkeit – und das ist heute nötiger denn je.“

Ein besonders ermutigendes Zeichen setzt die Schülergruppe des Johannes-Kepler-Gymnasiums, die sich bereit erklärt hat, künftig die Pflege des Steins zu übernehmen. Die Stadt Garbsen unterstützte das Projekt durch die Übernahme der Verwaltungskosten, durch das Serviceteam Garbsen bei der Veranstaltung sowie durch die Erstellung eines begleitenden Flyers, der die Geschichte Fritz Wehdes dokumentiert. Daraus geht hervor, dass der Junge entweder mit einem Medikament getötet wurde oder verhungerte.